Stell dir,
lieber Leser, liebe Leserin (dies ist an Michelle gerichtet),
einmal vor, wie
du bei deinem letzten Shoppingtrip in deinem Lieblingsklamottenladen standst.
Du siehst es vor dir. Die Klamotten türmen sich zu Bergen, auf den
Ablagetischen. Die Kleiderständer sind gefüllt, mit allem was das Frauenherz begehrt. Überall
hängt die neuste Mode und im Hintergrund laufen die Charts auf und ab.
Nun stell
dir vor, du stehst in der Mitte dieses Ladens und siehst alles. Hast alles im
Blick. Jeden einzelnen Käufer, der sich in den Gängen bewegt, jeden Verkäufer,
der durch den Laden sprintet und dir ein schlechtes Gewissen macht, mit seinem
guten Kleidungsstil und der Lässigkeit, die er trotz seines Stresses ausstrahlt.
Wenn du das siehst, hast du es schon fast geschafft.
Nun achte
auch auf die Musik, die sich im Hintergrund abspielt. Ein Dubstepremix deiner
Lieblingsband, mit einem Beat, der die Luft füllt und einer aufgeregten und dennoch
leitenden Spannung, welche dem Leben im Laden einen Rhythmus gibt. Spüre die
Musik und verbinde sie mit den Menschen um dich herum.
Jetzt siehst
du, wie alle im gleichen Rhythmus durch den Laden flanieren. Wie sie durch die
verschiedenen Gänge aufeinander zu kommen und sich wieder voneinander
entfernen. Wie sie, von der Musik geleitet, die einzelnen Bügel der
Kleidungsständer auseinander schieben, ein Oberteil herausnehmen, es in die Luft
halten, es betrachten, das Gesicht entweder freudig oder angewidert verziehen
und die Klamotte schließlich wieder hin hängen. Sie gehen weiter, im Rhythmus
der Musik. Dieser ‚Flaniergang‘ gleicht einem Schleichen, immer auf der Hut vor
anderen. Den Blick zielgerichtet auf die besten Kleidungsstücke. Und immer in
Angriffsstellung, sollte es sich ergeben, dass eine andere Frau, dasselbe
Kleidungsstück erspäht hat und es auf die Schnelligkeit ankommt. Ein guter
Ausfallschritt (auch im Stehen) wäre dabei durchaus angepasst. Und sollte es
dazu kommen, müsse man sich schnell, wie der Wind, im James-Bond-Schritt oder
auch Rosa-Roter-Panther-Marsch fortbewegen.
Wenn du das Ganze
jetzt auch noch als eine Art Musical betrachtest, wird dir das alles durch und
durch choreografiert vorkommen. Jeder einzelne Schritt perfekt, als stehe die
Frau auf einem Laufsteg. Jeder Blick mit voller Absicht. Jedes Werfen der Haare
einstudiert. Es scheint dir, als gäbe es seit Neusten ein Broadwaymusical, mit
dir in der Hauptrolle. Du gleichst dich an. Läufst im selben Rhythmus. Du
schaust niemanden an. Ignorierst äußerlich jeden, doch innerlich achtest du
genau darauf, wie andere gekleidet sind. Der ‚Flaniergang‘ wird zum Trend. Genau
wie noch vor kurzer Zeit der sogenannte Gangnam Style. Nur dass der Flaniergang auch im normalen Leben zum Einsatz
kommt. Die Schritte werden gesetzt, wie die Worte in einem Gedicht. Nichts wird
geschehen, ohne vorher genau darüber nachgedacht zu haben.
Es kommt zu
einer Evolution. Du bist beteiligt. In der ersten Reihe stehst du, wartend. Bis
die Türen sich öffnen, das Geschrei, nicht länger Zalando vorbehalten. Es geht
vorwärts, schreitend, schleichend und doch wie gemalt.
Das ist die
Zukunft des Shoppings. Und sie hat schon lange begonnen.
Ich meinerseits wollte lieber weiter zuschauen, als mir diese moderne Art der Fortbewegung anzueignen, aber dies bleibt jedem selbst überlassen.
In diesem Sinne - Seit wer ihr sein wollt!
Eure Jule.
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