Donnerstag, 10. April 2014

'Die Wahl Haben' und andere Fremdwörter im Wortschatz meiner Eltern

Liebe Leserinnen und Leser!
Kennt ihr das, ihr habt Wochenende - Zwei Tage Flucht, vor nörgelnden Lehrern, Chefs und weiteren seltsamen Kreaturen im Alltag eures Lebens - und ihr seit so froh endlich mal die Beine hochlegen zu können und die plötzlich viel zu warmen Sonnenstrahlen - der Beweis dafür, dass ihr sonst nicht wirklich etwas von der Außenwelt mitbekommt - genießen zu können und da sind sie: Die Eltern, die Freunde, die Kollegen. Und dann die Aussage: "Du musst mir mal helfen!"

An dieser Stelle, frage ich mich immer: Muss? "Müssen tu ich schon mal gar nix." Das vorneweg. Und der Wunsch nach Freiheit ist doch wohl nicht zu viel verlangt. Aber der Wunsch nach einer Wahl? Ich weiß es nicht. Jedenfalls stelle ich mir immer häufiger die Frage: Kannst du mich nicht einfach nett darum bitten? Ich meine, ist es wirklich so schlimm, dass man sich wünscht "Hey! Ich hab auch ein Leben. Ist mir egal ob du das mitbekommst oder nicht, aber es ist so! Wie wäre es damit, wenn du mir die Wahl lässt? Wenn du mich fragst: Hör mal, ich hab morgen dies und das zu tun, würdest du mir bitte dabei helfen?" Ist DAS echt zu viel verlangt? Ich helfe wirklich gern, doch wenn man mich mit, scheinbar schon beschlossenen, Tatsachen überfällt, die auch noch mein Leben behandeln, dann verstehe ich wirklich nicht, warum Menschen in meiner Umgebung versuchen MEIN LEBEN zu steuern. Ist euch euer Leben noch nicht genug oder habt ihr einfach nur den Drang danach, mir mein Leben zur Hölle zu machen?

"Die Wahl haben" bedeutet, jemandem frei entscheiden zu lassen, etwas zu tun. Und ja, selbst wenn dieses Tun schon beschlossene Sache ist - ungeschrieben -, dann ist es doch trotzdem schön zu hören, dass man sich trotzdem frei dafür entscheiden kann und nicht dazu gezwungen wird. Dann brauche ich nämlich auch kein Wochenende mehr, sondern könnte einfach die ganze Woche mit meinem Lehrer, meinem Chef oder den anderen seltsamen Kreaturen, im Alltag meines Lebens, zubringen.

Ich glaube, das Gefühl die Kontrolle über das Leben zu verlieren, ist dabei sehr wichtig. Selbst wenn ich einem geregelten Tagesablauf folge, ist es doch mein Leben. Aber wenn ich nur den Vorschriften Anderer folge, wo bleibe dann ich? Ein freier, selbstständiger Bürger, der er selbst sein will, der einen eigenen Willen hat und eigene Interessen. Ich will doch einfach nur, dass mir auch in den, scheinbar unbedeutenden, Dingen meines Lebens, die Wahl gelassen wird, damit ich mich nicht ganz verliere. Nicht ganz, im monotonen, stumpfsinnigen und langweiligen Alltag meines Lebens.

Ich hoffe ihr denkt mal darüber nach und fragt euch, wie ihr mit euren Freunden und Verwandten redet und wie sie mit euch reden. Vielleicht, wird euch dann klar, dass das der Umgangston in dieser Gesellschaft ist. Dass wir ständig nur von Instruktionen und Befehlen umgeben sind und ein liebes Wort am Rande oder gar die freie Wahl, nur noch selten Platz in unseren Reden und Aussagen hat.

Bis bald!

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