Mittwoch, 14. Mai 2014

Kurzgeschichte - "Der Feind in meinem Kopf"

Der Sekundenzeiger auf der Uhr rückt nur im Minutentakt weiter. Mein Kopf quillt über, voller neuer Vokabeln. Mein Magen fühlt sich an, als würde er gleich implodieren vor Hunger und meine schweren Lider kämpfen schon seit einer gefühlten Ewigkeit gegen meinen Geist, der unter allen Umständen versucht wach zubleiben. Die Konzentration auf den schwachen Körper gelenkt, höre ich nicht mehr, was der Lehrer sagt, sondern bin im Geiste bei meinem gemütlichen Bett, welches ich heute Morgen gegen meinen Willen verlassen musste. Wie schön muss es sein, den ersten Block ausfallen zu lassen. Die Lider, immer schwerer, lassen mich nur noch die Hälfte meines eigentlichen Blickfeldes sehen. Mit der Hand die Augen verdeckend, verstecke ich die Müdigkeit vor den Blicken des Lehrers und gebe mich ihr widerwillig hin. Jemand lacht in meinem Kopf.
Der Klang der schrillen Klingel, die durch das Schulgebäude schallt, rettet mich vor einer neuen Salve aus fremden Wörtern und Lauten, von denen ich nichts verstanden hätte.
Der Gang durch die Schule wird zum Slalomlauf durch kleine und größere Zwerge. Hier ein flüchtiges „Guten morgen“, da eine schnelle Umarmung, um den Strom der Wissbegierigen nicht zu stören. Den Blick gesenkt und doch nichts übersehen. Der Lärmpegel vergleichbar mit einem startenden Flugzeug vor meiner Nase. Ein Summen und Kreischen aus unverständlichen Liebesbekundungen und Verwünschungen.
Zehn Minuten später, das Klassenzimmer erreicht, um auch da von einer grölenden, lachenden und dennoch vertrauten Menge begrüßt zu werden. Der Magen in den Kniekehlen hängend, schreit nach Aufmerksamkeit. Ich lasse mich auf meinen Platz fallen und greife nach der Erlösung. Ein Apfel! Ein Apfel für quälend lange acht Stunden. Naja, besser als gar nichts. Daran knabbernd, um bloß nicht zu viel zu vergeuden, dann lieber noch etwas trinken.
Mein Blick heftet sich auf meine Mitschüler. Alle einzigartig. Jeder Einzige besonders auf seine Art. Und in der Menge ein eingespieltes Team, bei dem Versuch, die Lehrer in den Wahnsinn zu treiben. Die Stunden streichen dahin, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Gedanken schweifen ab. Auf grüne Wiesen und an weiße Strände, um letztendlich wieder im Grau der Unterrichtsräumen aufzuwachen. Das Einzige, was zurück bleibt, ist ein seltsames Gefühl der Leere und des Fernwehs.

Erschöpft und überrannt von den Nichtigkeiten des Tages, gehe ich nach Hause. Aber auch da gibt es nicht die gewünschte Erlösung. Ein Stapel an Hausaufgaben und anderen Arbeiten warten mit drängender Gegenwärtigkeit auf meine Beachtung. Wieder versuche ich die innere Stimme, den inneren Schweinehund zu überwinden, doch keine Chance. Das Bett und die Müdigkeit verzehren sich nach meiner Nachgiebigkeit und stürzen sich auf meine Schwäche. Und ich – ich gebe nach.

Diese Kurzgeschichte hab ich für die Schülerzeitung geschrieben. Sie ist in der aktuellen Ausgabe, also falls ihr noch mehr lesen wollt, bekommt ihr für 0,50€  unsere Schülerzeitung. 

Bye!


2 Kommentare:

  1. Oh wie ich diese Situationen kenne ^^'
    Was ich dir aber eigentlich sagen wollte: Du wurdest nominiert, viel Spaß ;D
    ⋙ http://rhukiisstorys.blogspot.de/2015/01/newstime-die-siebzehnte-tag-liebster.html

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